
In seinem Buch „Disrupt yourself“ erteilt er uns den Auftrag die Augen zu öffnen und auf das eigene Leben zu schauen. Wo könnten hier Veränderungen disruptiver, also zerstörerischer Art zum Tragen kommen? Und was ist man als Mensch noch wert, wenn man möglicherweise wegrationalisiert wird? 702 Berufe wurden in einer Studie danach aufgelistet, wie sehr sie Gefahr laufen von der Digitalisierungswelle wegrationalisiert zu werden. Höchste Gefahr besteht demnach für Telefonmarketer (nicht unbedingt jener Beruf, den alle ausüben wollen), aber schon sehr kurz darauf folgen Berufe wie Versicherungsmakler, Bankangestellter, Juristen, usw. Am sichersten sind Berufe aus der Therapie – Physiotherapie, Massage, etc. überall dort, wo der menschliche Faktor eben nicht durch einen Algorithmus ersetzt werden kann. Werden wir jetzt alle Therapeuten?
Mitnichten, sagt Keese, aber wir müssen aufhören unsere Daseinsberechtigung an unseren Beruf zu hängen. Wir sind mehr als unser Job!
Doch dem Autor geht es weniger darum, uns zu trösten. Vielmehr versucht er, die Abläufe zu erklären: Wie gelingt es Angreifern immer wieder, eine ganze Branche aus den Angeln zu heben? Indem sie eben nicht erhaltende Innovationen suchen, sondern radikal andere Ansätze, die den Kunden kompromisslos in den Mittelpunkt stellen. Überall dort, wo Kunden genervt sind, besteht die Möglichkeit radikaler Erneuerung. „Der Kunde steht im Mittelpunkt dessen, was wir tun“ – das behaupten alle Firmen und es ist immer gelogen. Es geht um Gewinnoptimierung und Margen. Doch wenn da einer kommt, dem es gelingt, die Kunden glücklich zu machen UND Prozesse zu optimieren, dann brechen Traditionen weg. Die Frage ist also: „Was kann ich tun, um meine Kunden grenzenlos zu begeistern, ganz egal, was es kostet?“ Disruptoren suchen „No-Brainer-Deals“, also solche Deals, die so gut sind, dass man gar nicht darüber nachdenken muss und einfach JA sagt.
Worum geht es also? Es geht darum, sich die naivsten Fragen zu stellen. Es geht darum so zu tun, als würde man in der Zukunft leben und in die Gegenwart zurückblicken und sich fragen: „Was kommt mir hier alt vor“. Und es geht darum die üblichen Strukturen von traditionellen Unternehmen zu unterbrechen und stattdessen kleine Start-ups ranzulassen, die eine völlig andere Sichtweise haben usw.
Muss man sich fürchten? Nur, wenn man in seiner Überzeugung starr verhaftet bleibt. Wenn man jedoch überzeugt davon ist: egal, was kommt, ich werde überleben – dann kann man sich getrost auf das Wagnis einlassen, das – mit oder ohne uns – stattfinden wird.
Disrupt yourself von Christoph Keese,
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